Geschichte, Gedenktag: Friedrich Nietzsche, der letzte Jünger des Dionysos

Geburtstag 15.10. 1844 in Röcken im Sachsenland

GERMANIA

Dionysos

Unser großer deutscher Denker Friedrich Nietzsche hat heute Geburtstag. Im Dörfchen Röcken im Sachsenland erblickte er 1844 das Licht der Welt.

Zur Schule ging er in Naumburg und Pforta, studierte in Leipzig und war bereits 1869 Professor in Basel. Am Gallierkrieg von 1870-71 nahm er als Sanitäter teil und wirkte ab 1879 als freischaffender Denker. Von seinen Werken seien euch „Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“, „Unzeitgemäße Betrachtungen“, „Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister“, „Morgenröte. Gedanken über die moralischen Vorurteile“, „Die fröhliche Wissenschaft“, „Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen“, „Jenseits von Gut und Böse. Vorspiel einer Philosophie der Zukunft“, „Zur Genealogie der Moral. Eine Streitschrift“, „Der Fall Wagner. Ein Musikanten-Problem“, „Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophiert“, „Der Antichrist. Fluch auf das Christentum“, „Nietzsche contra Wagner“ und „Ecce homo. Wie man wird, was man ist“ ans Herz gelegt. Wegen dem was er so über unser deutsches Volk und unser deutsches Vaterland zu seinen Lebzeiten bisweilen gesagt hat, hätte ich ihm damals wohl so manche Backpfeife verabreichen müssen. Ich hätte daher nicht übel Lust, Nietzsches heiß und innig geliebte Gallier bei seiner Geburtstagsfeier von unserem Clausewitz in die Pfanne hauen zu lassen. Aber da auch bei den alten Griechen die Denker (griechisch Philosophen genannt) immerzu an ihren Zeitgenossen und deren Handlungsweise herumgenörgelt haben, will ich mal nicht so streng sein. Und außerdem wird unser Nietzsche heute im Zuge der Autobahngräuelmärchen von den Landfeinden arg verteufelt – so sagt der kommunistische Geck Haarig doch tatsächlich über unseren Nietzsche: „reaktionärste, menschenfeindlichste Erscheinung, die es in der gesamten Entwicklung der Weltkultur von der Antike bis zur Gegenwart gegeben hat“ und wer so böse ist, der muß wahrlich unser sein (im Sinne Schillers). Denn wir Deutschen gelten in der Neuen Weltordnung der sogenannten Vereinten Nationen schließlich als die Verkörperung und der Inbegriff des Bösen. Daher suche ich mir aus Nietzsches Zarathustra dessen dichterisch-denkerische Warnung vor dem letzten Menschen (dem Fellachen Oswald Spenglers) – heraus, da man vor dessen Kommen und Herrschaft gar nicht oft genug warnen kann: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Nietzsche,+Friedrich/Also+sprach+Zarathustra

„Als Zarathustra diese Worte gesprochen hatte, sahe er wieder das Volk an und schwieg.

„Da stehen sie“, sprach er zu seinem Herzen, „da lachen sie: sie verstehen mich nicht, ich bin nicht der Mund für diese Ohren. Muß man ihnen erst die Ohren zerschlagen, daß sie lernen, mit den Augen hören? Muß man rasseln gleich Pauken und Bußpredigern? Oder glauben sie nur dem Stammelnden? Sie haben etwas, worauf sie stolz sind. Wie nennen sie es doch, was sie stolz macht? Bildung nennen sie’s, es zeichnet sie aus vor den Ziegenhirten. Drum hören sie ungern von sich das Wort ‚Verachtung’. So will ich denn zu ihrem Stolze reden. So will ich ihnen vom Verächtlichsten sprechen: das aber ist der letzte Mensch.“ Und also sprach Zarathustra zum Volke: „Es ist an der Zeit, daß der Mensch sich sein Ziel stecke. Es ist an der Zeit, daß der Mensch den Keim seiner höchsten Hoffnung pflanze. Noch ist sein Boden dazu reich genug. Aber dieser Boden wird einst arm und zahm sein, und kein hoher Baum wird mehr aus ihm wachsen können. Wehe! Es kommt die Zeit, wo der Mensch nicht sehr den Pfeil seiner Sehnsucht über den Menschen hinaus wirft, und die Sehne seines Bogens verlernt hat, zu schwirren! Ich sage euch: man muß noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Ich sage euch: ihr habt noch Chaos in euch. Wehe! Es kommt die Zeit, wo der Mensch keinen Stern mehr gebären wird. Wehe! Es kommt die Zeit des verächtlichsten Menschen, der sich selber nicht mehr verachten kann. Seht! Ich zeige euch den letzten Menschen. ‚Was ist Liebe? Was ist Schöpfung? Was ist Sehnsucht? Was ist Stern?’ – so fragt der letzte Mensch und blinzelt. Die Erde ist dann klein geworden, und auf ihr hüpft der letzte Mensch, der alles klein macht. Sein Geschlecht ist unaustilgbar wie der Erdfloh; der letzte Mensch lebt am längsten. ‚Wir haben das Glück erfunden’ – sagen die letzten Menschen und blinzeln. Sie haben die Gegenden verlassen, wo es hart war zu leben: denn man braucht Wärme. Man liebt noch den Nachbar und reibt sich an ihm: denn man braucht Wärme. Krankwerden und Mißtrauen-haben gilt ihnen sündhaft: man geht achtsam einher. Ein Tor, der noch über Steine oder Menschen stolpert! Ein wenig Gift ab und zu: das macht angenehme Träume. Und viel Gift zuletzt, zu einem angenehmen Sterben. Man arbeitet noch, denn Arbeit ist eine Unterhaltung. Aber man sorgt, daß die Unterhaltung nicht angreife. Man wird nicht mehr arm und reich: beides ist zu beschwerlich. Wer will noch regieren? Wer noch gehorchen? Beides ist zu beschwerlich. Kein Hirt und eine Herde! Jeder will das Gleiche, jeder ist gleich: wer anders fühlt, geht freiwillig ins Irrenhaus. ‚Ehemals war alle Welt irre’ – sagen die Feinsten und blinzeln. Man ist klug und weiß alles, was geschehn ist: so hat man kein Ende zu spotten. Man zankt sich noch, aber man versöhnt sich bald – sonst verdirbt es den Magen. Man hat sein Lüstchen für den Tag und sein Lüstchen für die Nacht: aber man ehrt die Gesundheit. ‚Wir haben das Glück erfunden’ – sagen die letzten Menschen und blinzeln.“ – Und hier endete die erste Rede Zarathustras, welche man auch „die Vorrede“ heißt: denn an dieser stelle unterbrach ihn das Geschrei und die Lust der Menge. „Gib uns diesen letzten Menschen, oh Zarathustra“, – so riefen sie – „mache uns zu diesen letzten Menschen! So schenken wir dir den Übermenschen!“ Und alles Volk jubelte und schnalzte mit der Zunge. Zarathustra aber wurde traurig und sagte zu seinem Herzen: „Sie verstehen mich nicht: ich bin nicht der Mund für diese Ohren. Zu lange wohl lebte ich im Gebirge, zu viel horchte ich auf Bäche und Bäume: nun rede ich ihnen gleich den Ziegenhirten. Unbewegt ist meine Seele und hell wie das Gebirge am Vormittag. Aber sie meinen, ich sei kalt und ein Spötter in furchtbaren Späßen. Und nun blicken sie mich an und lachen: und indem sie lachen, hassen sie mich noch. Es ist Eis in ihrem Lachen…“

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